Cottbus baut in Rekordzeit eine neue Feuerwache

- Vor 90 Jahren -
Markantes Cottbuser Denkmal - Die Feuerwache in der Ewald.Haase-Straße. Foto: Stadtarchiv Cottbus

Markantes Cottbuser Denkmal - Die Feuerwache in der Ewald.Haase-Straße. Foto: Stadtarchiv Cottbus

 Mitte der Zwanzigerjahre ging es nach Krieg, Revolution und Inflation mit der Wirtschaft von Cottbus aufwärts. Die Stadt hatte ca. 50?000 Einwohner. In?3?444 Gewerbebetrieben fanden immerhin über 27?000 Menschen Arbeit. Schwerpunkt der Cottbuser Wirtschaft war die Textilindustrie. Die hier produzierten Tuche wurden in der ganzen Welt gehandelt. In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts entstand in der Stadt eine Reihe ansehnlicher Kommunalbauten, die heute von großem Denkmalwert sind. Den Reigen der Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit eröffnete das Dieselkraftwerk, das 1928 ans Netz ging. Es fügte sich harmonisch in die umliegende Bebauung ein und lieferte viele Jahre lang zuverlässig Strom in das städtische Netz. Nach Entwürfen des Stadtbaurates Hellmuth Schröder entstand 1930 die VII. Gemeindeschule, die heutige Bauhausschule, sicher eines der schönsten deutschen Schulgebäude. Architektonisch ebenso bedeutsam ist die Hauptfeuerwache. Vor 90 Jahren war in der damaligen Streelenstraße, heute Ewald-Haase-Straße, Baubeginn.
Über den Ersatz für das alte Spritzenhaus am Neustädter Platz mit hölzernemSteigerturm und dreitorigem Steinschuppen war von den Feuerwehrexperten und den Cottbuser Stadtverordneten schon lange diskutiert worden. Der kälteste Winter seit den Wetteraufzeichnungen in Cottbus brachte im Februar 1929 Temperaturen unter minus 30 Grad. Die Versuche, eingefrorene Heizungen und Maschinen mit Lötlampen aufzutauen und das gefrorene Löschwasser, führten zu mehreren katastrophalen Großbränden. Das mag die Debatten um die neue Feuerwache beschleunigt haben. Da die Projektierungen von Johannes Boldt und Helmuth Schröder bereits vorlagen, brauchte es nur noch einen Beschluss. Der kam dann auf dem Höhepunkt der Kältewelle 1929 zustande.

Vergleichsweise hohes Bautempo

Der Cottbuser Anzeiger schrieb am 20. Februar: »Wie der Dezernent des Feuerlöschwesens Stadtrat Gehler in der gestrigen außerordentlichen Generalversammlung  der Freiwilligen Feuerwehr mitteilte, hat der Magistrat nach dem Großfeuer in der Tuchfabrik von Kühn und Mohr der Wehr 10?000 Mark für ihre weitere Ausrüstung bewilligt. Darüber hinaus beschloss der Magistrat in seiner letzten Sitzung den Bau der neuen Feuerwache mit einem Kostenaufwande von 238?000 Mark.« Das Projekt sah auch ein Wohnhaus für Feuerwehrleute vor. »Das Erdgeschoss wird außer der Gerätehalle ein Telegrafenzimmer erhalten. An die Fahrzeughalle schließt sich der Schlauchtrockenturm an. Im oberen Stockwerk sind Warteräume für die Wachmannschaften vorgesehen.« Im Oktober 1929 war Baubeginn. Wie lange brauchte man damals in Cottbus, um so ein wichtiges kommunales Vorhaben zu verwirklichen? Mit dem Elbphilharmonie-Tempo wäre die Feuerwache1939 fertig geworden. Mit der Geschwindigkeit der BER-Erbauer hätte es wohl bis zum 1. Jahrestag der Gründung der DDR gedauert. Nicht so vor 90 Jahren in Cottbus. Nach sieben Monaten, zur Tagung des Brandenburgischen Provinzial-Feuerwehr-Verbandes, eröffnete Oberbürgermeister Dr. Erich Kreutz im Juni 1930 die moderne Hauptfeuerwache. »Er erinnerte an die Entwicklung des Feuerlöschwesens und rühmte die allezeit bewiesene Schlagfertigkeit der Cottbuser Wehr.«

Urvater der Cottbuser Feuerwehr

Ohne den Namen Ewald Haase ist jeder Bericht über die Cottbuser Feuerwehr unvollständig. Der Handwerksmeister war seit 1871 Mitglied der hiesigen Feuerwehr. Ab 1901 leitete Haase, auch Mitglied des Stadtparlaments, als Oberführer die Mannschaft. Die Einweihung der neuen Hauptfeuerwache erlebte der inzwischen zum Ehren-oberführer Ernannte nicht mehr. Mit 81 Jahren starb Ewald Haase einen Monat vor der Fertigstellung. Die Cottbuser benannten die Streelenstraße alsdann nach ihrem Ehrenbürger. Aus der Ewald-Haase-Straße rückte die Feuerwehr nun aus. Sie verhinderte Schlimmeres beim Brand im RAW 1968, eilte 1981 und 1982 zu den brennenden Turnhallen in Sandow und half bei den Flugzeugabstürzen im Stadtgebiet.
Auch die modernste Feuerwache kommt in die Jahre. Nach der Kreisgebietsreform 1993 vergrößerte sich der Verantwortungsbereich der Cottbuser Feuerwehr. Neue Aufgaben im Bereich Brandschutz, Rettungsdienst, Katastrophen- und Umweltschutz sowie technische Hilfe-
leistungen kamen hinzu. Von der Leitstelle Lausitz aus sollten Einsätze in ganz Südbrandenburg koordiniert werden. Die Stadt Cottbus beschloss 1995 den Neubau der Hauptfeuer- und Rettungswache am Standort Dresdener Straße. Vier Jahre später eröffnete Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt die modernste Feuerwache Deutschlands.


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